Bündnis 90/Die Grünen

im Landkreis Roth

3. Februar 2007

Zeit, dass sich was dreht

Bewusst in Anspielung auf die Fußball-WM des vergangenen Jahres ist das Motto gewählt, unter dem der Landesarbeitskreis Bildung von Bündnis 90 / Die Grünen in Bayern mit seinem Konzept von Schulsystem und Bildungspolitik derzeit an die Öffentlichkeit tritt. Zum Auftakt einer ganzen Serie von geplanten Veranstaltungen hatten die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Simone Tolle MdL, und Wolfgang Scharpff vom Kreisvorstand Roth zu einem Informationsnachmittag nach Georgensgmünd eingeladen. Zahlreiche Parteimitglieder und Pädagogen aus dem Landkreis nahmen die Gelegenheit wahr, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Es wird Zeit, dass sich die Schule in Bayern um 180° dreht  - so lässt sich in der Tat die zentrale Botschaft der GRÜNEN zusammenfassen: Höchste Zeit, dass die Bildungschancen eines Kindes nicht länger vom Geldbeutel seiner Eltern abhängen; höchste Zeit, dass die frühzeitige Sortierung in unterschiedliche Bildungszweige den Schulalltag der Acht- und Neunjährigen nicht mehr terrorisiert. Und höchste Zeit, dass endlich Schluss ist mit dem im Lehrplan vorgekochten Einheitsbrei, den alle Kinder gleichermaßen löffeln müssten; dass statt dessen für jedes einzelne Kind ein individueller Förderplan entwickelt wird, mit dessen Hilfe genau die Inhalte in genau dem Tempo erarbeitet werden, die genau diesem Kind seine optimalen Leistungen ermöglichen. Höchste Zeit weiter, dass nicht nur Fachkenntnisse, sondern auch soziale Kompetenzen  - gegenseitige Hilfestellung, Teamarbeit und Offenheit für vielfältige Lösungsmöglichkeiten -  vermittelt würden, und schließlich allerallerhöchste Zeit, dass die natürliche Neugierde der Kleinkinder nicht durch Druck und Disziplin abgewürgt, sondern schon vom Kindergarten an als Ausgangspunkt von Lernprozessen genutzt wird. Lernwerkstätten also statt Bewahr- anstalten und Belehrungsschulen, Lernberater statt Wissensvermittlern, jahrgangsübergreifende Lerngruppen statt viel zu vollen Klassen  -  so sieht das Schulmodell der bayerischen GRÜNEN aus.
Den geeigneten Rahmen für die Verwirklichung solcher Vorstellungen bietet ihrer Ansicht nach die neunjährige gemeinsame Schulzeit in einer fächendeckend angebotenen Ganztagsschule, die freilich nicht vormittags den 45-Minuten-Takt durchziehen und nachmittags für Betreuung sorgen würde, sondern den Tag in Phasen selbstbestimmter Konzentration, gemeinsamer Mahlzeiten, Entspannung und gemeinsamer Projektarbeit strukturieren könnte. Mit der „Grünen Schule“ wäre im Übrigen zugleich dem Problem vieler Landschulen zu begegnen, die von der Schließung bedroht sind, weil ihre Schülerzahlen drastisch zurückgehen und nach der Auslese von Realschülern und Gymnasiasten nicht mehr genügend Kinder „übrig“ (!) bleiben.
Das so vom GRÜNEN LAK Bildung skizzierte Verständnis von Schule ist keine unerreichbare Utopie  -  schon heute sind solche Schulen nicht nur in Schweden oder Finnland die Regelschule, sondern werden auch in Deutschland höchst erfolgreich ausprobiert. Das von einer Großen Koalition regierte Schleswig-Holstein führt gerade eben diese neunjährige gemeinsame Schulzeit ein. In Georgensgmünd wurde eine Kurzfassung von Reinhard Kahls Film „Treibhäuser der Zukunft“ gezeigt, der u.a. am Beispiel der Bodensee-Schule in Baden-Württemberg eindrucksvoll belegt, mit wie viel Freude Kinder und Lehrer ihre Schule besuchen und überdurchschnittliche Leistungen erbringen.
Wie bei der anschließenden Diskussion deutlich wurde, gibt es auch in Bayern  - nicht zuletzt im Landkreis Roth -  zahlreiche LehrerInnen und SchulleiterInnen, die sich mit großem Erfolg um bessere Lernbedingungen für ihre Schüler bemühen. Ziel der Bildungspolitik muss es sein, darin waren sich alle Anwesenden einig, dass solche Anstrengungen nicht gegen den Strom schwimmen müssen, sondern vom gesetzlichen Schulsystem selbst zur Regel gemacht werden. Auch über den Weg zu diesem  - hoffentlich gar nicht mehr allzu fernen -  Ziel gab es einen regen Gedankenaustausch.

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>