Unsere Kandidatinnen in „Mini-Roth“
Am 5.8.08 waren wir Kandidatinnen für die Bezirkstags- und die Landtagswahl der Einladung des Kreisjugendrings Roth auf das alte Gelände des TSV Roth gefolgt und ließen uns zusammen mit Kandidaten (sic!) anderer Parteien über die Einrichtung sowie das derzeit laufende Projekt „Mini-Roth“ informieren.
KJR-Leiterin Eckstein-Lades stellte die Mitarbeiter und das Aufgaben- und Tätigkeitsspektrum vor und betonte, dass der KJR Roth mit 27000 gemeldeten Jugendlichen in den diversen Jugendverbänden sicher zu denjenigen mit der größten Reichweite in Bayern gehört. Stolz berichtete sie, die Zufriedenheit und Identifikation mit der Arbeit des KJR drücke sich darin aus, dass die Teilnahme an den Vollversammlungen (42 Mitglieder) regelmäßig nahezu bei 100% liege.
Als ihre große Sorge formulierte Frau Lades-Eckstein, dass bei der aktuellen Konzentration in Medien und Politik auf die Themen frühkindliche Bildung und
demografischer Wandel die Jugend aus dem Blickfeld gerate. „Bitte vergesst die Jugend nicht, es muss gezielt Jugendpolitik gemacht werden!“ appellierte sie an die KandidatInnen. Als Reaktion auf die kürzlich von einer Enquète-Kommission erstellte Studie „Jungsein in Bayern“ müsse dringend das Bayerische Kinder- und Jugendprogramm fortgeschrieben werden - auch dies eine eindringliche Bitte an amtierende und zukünftige MdL.
Scharf kritisierte sie in diesem Zusammenhang die massiven Mittelkürzungen der vergangenen Jahre durch die bayerische Staatsregierung und unterstrich, dass der KJR viele wünschenswerte Projekte durchführen könnte, so denn Geld für mehr Personal zur Verfügung stünde.
Brennendste Probleme seien derzeit der Jugendalkoholismus und der Strukturwandel in der Jugendarbeit, der mit zunehmender Einrichtung von Ganztagsschulen eintreten werde. Die Vereine und vielfältigen kleinen Initiativen müssten in die Schulen geholt werden, aber sie müssten Förderung erhalten und vor allem durch eine angemessen ausgestattete Koordinierungsstelle unterstützt werden,
die die Integration ehrenamtlichen Engagements in die Schularbeit organisieren müsste.
Im Anschluss an diesen allgemeinen Teil erläuterten Frau Eckstein-Lades und ihre MitarbeiterInnen das Konzept des Projekts „Mini-Roth“, das seit 20 Jahren in unregelmäßigen Abständen, im Schnitt alle drei Jahre, stattfindet. Mini-Roth veranschaulich spielerisch das Zusammenwirken von Arbeit, Kultur und Freizeit, ermöglicht also Einblicke in die Welt der Erwachsenen. In vielen verschiedenen Werkstätten, Betrieben und Ateliers können die Kinder unter Anleitung von Handwerksmeistern, Künstlern und MitarbeiterInnen des KJR fünf Tage lang in die Rolle eines Bäckers, Schreiners, Gärtners, Müllmanns oder eines Zeitungsredakteurs oder Radiomachers schlüpfen. Für ihre Arbeit in dem jeweiligen Beruf verdienen sie Mini-Roth-Euro, die ihnen in der Mini-Sparkasse von „echten“ Azubi der Sparkasse ausbezahlt werden. Mit diesem Lohn können die Kinder dann die hergestellten Produkte im Spiel-Kaufhaus erwerben oder sich in der Hüpfburg o.ä. austoben. Denn was man herstellt, gehört einem ja nicht, und was man haben will, muss man bezahlen.
Nicht nur von Kindern aus Roth wird dieses Angebot genutzt, sondern aus dem ganzen Landkreis und aus Schwabach kommen auch angemeldete Gruppen im Rahmen des Ferienpass-Programms. Oft müssten schon zwei Stunden nach der Öffnung die Tore geschlossen werden, weil die Höchstzahl von 550 „Mini-Roth-Einwohnern“ erreicht sei.
Bei unserem Rundgang zu den verschiedenen Werkstätten und Arbeitsstellen hat uns die außerordentlich gut durchdachte Organisation und die ungeheure logistische Leistung, die dahinter steht, mächtig beeindruckt. Die Begeisterung, mit der die Kinder ganz offensichtlich bei der Sache waren, bestärkte uns in unserer Ansicht, dass sich schnellstens andere Formen des Lernens in unseren Schulen breit machen müssen.
Karin Holluba-Rau, Renate Grädler und Ursula Burkhardt.
05. August 2008