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Drei Frauen waren die glückliche Gewinnerinnen beim diesjährigen Quiz am Stand von Bündnis 90/DIE GRÜNEN am Rother Altstadtfest. Die Kreisvorstände Ursula Burkhardt, Boris Czerwenka und Christoph Leikam überreichten nun die Preise: Ingrid Karg aus Büchenbach gewann eine mehrtägige Fahrt mit Begleitung nach Berlin inklusive Besuch im Bundestag und Diskussion mit dem Grünen-Abgeordneten Uwe Kekeritz. Die Rotherin Berrin Aydin (nicht im Bild) ist zu einer Fahrt in den bayerischen Landtag eingeladen, und Gerlinde zur Lippe (ebenfalls aus Roth) freute sich über einen Korb regionaler Köstlichkeiten.
Landwirte und die Grünen-Landesvorsitzende Sigi Hagl diskutieren über eine neue Ausrichtung der Agrarpolitik
LANDKREIS ROTH — Peter Stad- ler hat seinen Hof im Hilpoltsteiner Ortsteil Patersholz 2012 auf Bio-Pro- duktion umgestellt. Ein Grund dafür war seine Enttäuschung über das Esta- blishment. „Ich habe jeden Glauben an die Agrarpolitik verloren“, sagt er. Auch Manfred Gilch aus Pierheim ist ausgestiegen. Aus dem Bauernver- band. Heute ist er bayerischer Landes- vorsitzender des Bunds Deutscher Milchviehhalter (BDM). Er und Stad- ler kamen auf Einladung der Grünen im Landkreis ins Bavaria-Kino Roth. Mit der Grünen-Landesvorsitzenden Sigi Hagl aus Landshut diskutierten sie über eine Neuausrichtung der Agrarpolitik.
Manfred Gilch kritisierte vor allem die massive Marktorientierung land- wirtschaftlicher Produktion. „Das System setzt darauf, Bauern zu ver- nichten“, sagte er und forderte für die Milchwirtschaft eine nachfrageorien- tierte Produktionssteuerung. „Wir haben eine der größten Milchpreiskri- sen, jeder kämpft ums Überleben“, so Gilch, der einen Hof mit 70 Kühen bewirtschaftet. Seiner Darstellung zufolge erfolgt die Milchmengenanpas- sung in Krisen augenblicklich gezielt über die Insolvenz landwirtschaftli- cher Betriebe. „Alle drei Jahre müs- sen Höfe verschwinden“, erklärte Gilch, „damit die Menge runtergeht.“ Der BDM hingegen trete für Nachhal- tigkeit und den Erhalt kleinbäuerli- cher Strukturen ein.
„Das Höfesterben muss aufhören“, sagte auch Sigi Hagl, „denn wir wol- len eine verträgliche Landwirtschaft mit kleinbäuerlichen Strukturen.“ Stattdessen nehme die Entwicklung hin zu industrieller Landwirtschaft Fahrt auf. „Das wollen wir umkeh- ren“, lautete Hagls Parole für eine grüne Landwirtschaftspolitik, die grüne Landwirtschaftsminister in sechs Bun- desländern bereits umsetzen. „Vor Renate Kühnast ziehe ich den Hut“, erklärte Peter Stadler zur ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin der rot-grünen Koalition. „Sie hat insbe- sondere für die Nischen in der Land- wirtschaft viel erreicht.“
Sigi Hagl und die bayerischen Grü- nen bekommen für ihre Forderungen blaublütige Unterstützung. „Die Welt kann mit ökologischer Landwirt- schaft aus Familienbetrieben ernährt werden“, lautet die Überzeugung eines der prominentesten alternativen Landwirte weltweit. Prinz Charles betreibt in seiner Heimat seit fast 30 Jahren einen Öko-Hof.
Der deutsche Filmemacher Bertram Verhaag hat diese Arbeit porträtiert
und dabei den britischen Thronfolger häufig ins Bild genommen, um ihn zu Wort kommen zu lassen. „Der Bauer und sein Prinz“ ging der Fachdiskussi- on im Bavaria-Kino voraus. Charles nimmt in dem Film kein Blatt vor den Mund, so dass der Streifen nun auf „Dekret des Königshauses“ nicht in Großbritannien und nicht außerhalb der EU gezeigt werden darf.
Für Manfred Gilch ist die Umstel- lung auf Öko-Produktion ein Weg aus der Misere. Laut Peter Stadler bringt Bio-Landwirtschaft zwar mehr Arbeit mit sich. „Nun aber warte ich nicht mehr auf Vorgaben, sondern ich übernehme die Verantwortung selbst“, sagte er. „Ich rechne nicht mehr, sondern arbeite mit den Tieren und meinem Boden.“ Manfred Gilch sieht sich als Milchbauer insbesondere von der Haltung der Bundesregie- rung bedroht. „Merkel und Landwirt- schaftsminister Schmidt blockieren die vom BDM geforderte Marktord- nung, sie sitzen an den Schalthebeln und haben es in der Hand“, benennt Gilch die aus seiner Sicht Verantwortlichen für regelmäßige Preiskrisen und das daraus resultierende Höfesterben.
„Ich habe durch den jüngsten Preis- verfall 70 000 Euro eingebüßt“, rechne- te Gilch vor und schlug noch eine Brücke zur gegenwärtigen Flücht- lingskrise: „Die weltmarktorientierte Agrarpolitik der EU schafft Fluchtursachen“, war er überzeugt. „Denn unsere Überschüsse überschwemmen die Märkte in Entwicklungsländern. Das verhindert dort die Entwicklung von Wohlstand und Frieden.“
VON ROBERT SCHMITT
Erschienen in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 14.10.2015
Wortgleich erschienen im Schwabacher Tagblatt am 15.10. und unter der Überschrift „Das System setzt darauf, Bauern zu vernichten“ am 14.10.2015 im Hilpoltsteiner Kurier
Auf dem Altstadtfest in Roth waren die Grünen mit einem eigenen Stand vertreten. Neben Erfrischungen und einem Quiz mit attraktiven Preisen, konnten sich Kinder ihre Turnbeutel selbstgestalten. Es war wiedermal eine tolle Veranstaltung mit interessanten Diskussionen.
Der Seniorentag in Roth war wieder ein voller Erfolg. Regionale Produkte (Wachteleier und Prosecco) ebneten den Weg für intensiven Austausch zwischen den SeniorInnen und lokalen Grünen (Renate Grädler, Ursula Burkhardt, Andrea Schindler und Christoph Leikam). Besonders freuen wir uns, dass unsere Landtagsabgeordnete Verena Osgyan die Zeit fand mit vielen BürgerInnen ins Gespräch zu kommen.
ROTH — Jeden Mittwoch lädt der Rother Helferkreis „Asyl“ in der Gemeinschaftsunterkunft am Sieh-Dich- Für-Weg zum „Asyl-Treff“ ein, einer zentrale Begegnungsstätte von Flüchtlingen und ihren ehrenamtlichen Helfern. Ein idealer Ort für den gemeinsamen Austausch, und für die Umsetzung von Ideen, die dazu führen sollen, die Asylbewerber in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen das Leben in Deutschland vertraut zu machen.
Diesen wöchentlichen Termin nahm die grüne Landtagsabgeordnete Verena Osgyan zum Anlass, sich vor Ort ein Bild zu machen von diesem herausragenden Beispiel bürgerlichen Engagements und solidarischer Gemeinschaft.
Der Asyl-Treff platzte aus allen Nähten, als Osgyan in Begleitung der Vorsitzenden des Grünen Rother Orts- verbands, Andrea Schindler, und den Vorsitzenden des Kreisverbands Roth, Ursula Burkhardt und Christoph Lei- kam am Mittwochnachmittag vorbeischaute, um dort mit den Flüchtlingen und Helfern ins Gespräch zu kommen. Es gab Kaffee und Kuchen, es wurden organisatorische Fragen besprochen, und es herrschte internationales Flair.
Mitten im Gewühl steckte auch Leonard Weiß, einer der beiden Sprecher des vor zweieinhalb Jahren gegründeten Helferkreises „Asyl“, der sich über den politischen Besuch freute, aber gleichzeitig auch alle Hände voll zu tun hatte und deswegen immer wieder von der Menge verschluckt wurde. Kein Wunder, es gibt auch viel zu tun, „aber zum Glück herrscht derzeit kein Mangel an Helfern. Nicht zuletzt wegen der intensiven Berichterstattung der vergangenen Wochen über das Flüchtlingsleid erfuhr unser Helferkreis einen starken Zustrom“, so Weiß. Rund 50 Menschen bieten derzeit ehrenamtlich darin ihre Hilfe an. Das kann der Unterricht in deutscher Sprache sein, Hausaufgabenbetreuung für die Kinder, die Unterstützung bei Arzt- oder Behördengängen und, und, und...
Derzeit leben 78 Männer, Frauen und Kinder im ehemaligen Diakonie-Kurzzeitpflegeheim. Osgyan zeigte sich begeistert über so viel Solidarität und Engagement für Menschen, die wegen Gewalt, Krieg und Verfolgung gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. „Diese riesige Aufgabe, die von Menschen wie ihnen geschultert wird, ist eine sehr wertvolle Arbeit, und wir werden ihre positive Erfahrungen mit den Flüchtlingen nach draußen tragen“, lobte Osgyan die Mitglieder des Helferkreises. Angesichts der dumpfen Parolen und des Terrors der Rechten würde es gut tun, zu sehen, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine herzliche Willkommenskultur leben, und sich nicht von Angst- und Scharfmachersprüchen beeinflussen lassen würden.
Zu dem Besuch der Grünen-Politiker gehörten auch ein Rundgang durch die Unterkunft, sowie ein Besuch in der Kleiderkammer, wo die ehrenamtliche Helferin Jutta Hanika über die dortigen Aufgaben informierte. Helferkreis- Sprecher Leonhard Weiß machte deutlich, dass demnächst auch wieder Bedarf an Wintersachen für die Flüchtlinge bestehen würde, aus organisatorischen Gründen könnten diese Spenden aber erst ab Oktober entgegengenommen werden. „Details zum Ablauf finden sich demnächst auf unserer Homepage www.helferkreis- asyl.de“, so Weiß. Und wer Interesse daran hat, sich positiv mit den Rother Asylbewerbern auszutauschen oder sich ehrenamtlich einbringen will, ist mittwochs zwischen 16 und 17 Uhr eingeladen, beim Asyl-Treff im Sieh-Dich- Für-Weg vorbeizuschauen.
Von Tobias Tschapka
Erschienen in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 04.09.2015
Ebenfalls veröffentlicht im Donaukurier vom 04.09.2015
Sie kommen von weit her gelaufen, wenn er sie ruft: die Schafe und Ziegen von Heinz Gerstner in Eysölden - und gern lassen sie sich von Gästen bewundern. Die Grünen im Kreisverband Roth hatten im Rahmen ihrer mittelfränkischen Veranstaltungsreihe „Grüne Wege führen weiter“, die heuer dem Thema Artenvielfalt gewidmet ist, zu einem Besuch des Bio-Archehofs Gerstner eingeladen. Kreisvorstand und zahlreiche Kreis-, Stadt- und GemeinderätInnen (Christoph Leikam/Hilpoltstein, Renate Grädler/Roth, Dr. Ursula Burkhardt/Spalt, Wolfgang Scharpff/Schwanstetten, Erwin Held/Rednitzhembach, Karin Holluba-Rau/Schwabach) ebenso wie Interessierte aus der näheren und weiteren Umgebung waren gekommen, um sich Heinz und Anita Gerstners Einsatz für den Erhalt von vom Aussterben bedrohten Haustierrassen erläutern zu lassen.
Unterschiedlichste Hühner und Puten, Enten und Gänse, Meißner Widder (das sind die Kaninchen mit den Hängeohren!) und neuerdings auch ein paar Schweine sind auf dem Hof zu versorgen, und auf mehreren Koppeln rund um Eysölden noch die erwähnten Schafe und Ziegen. Sie werden auf der „Fränkischen Sandachse“ auch zur Landschaftspflege eingesetzt. Besonders staunten die Besucher über das Deutsche Karakulschaf, dessen Lämmer aussehen wie lebende Persianermäntel, denn ihr Pelz wurde eben dafür verwendet.
Da klingt alles sehr einfach, doch ließen Heinz Gerstners kenntnisreiche und humorvolle Schilderungen lebhaft erahnen, welch ungeheurer Arbeitsaufwand hinter dem Archehof-Projekt steht. Während in der Landwirtschaft immer weniger Nutztierrassen auf immer höhere Erträge gezüchtet werden, sterben immer mehr regional an Klima und Standort angepasste aus. 100 Rassen stehen aktuell auf der „Roten Liste“ der ‚Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH). Deren Mitglieder, zu denen die Gerstners gehören, stemmen sich dem tatkräftig entgegen. Was leichter gesagt ist als getan, denn ein ungeheures Fachwissen muss erst einmal erarbeitet werden, und der gezielte Austausch von Zuchttieren ist nur in einem riesigen Netzwerk möglich, das weit über Deutschland hinaus geht. So berichtete Heinz Gerstner von erlebnisreichen Reisen bis nach Kroatien, Lettland oder Afghanistan.
Zur Versorgung und Zucht all der Tiere kommt noch hinzu, dass der Bio-Bauer selber schlachtet. Auf Bestellung kann Fleisch vom Archehof bezogen werden (Tel. 0173/9718 oder 0160/88 41 727). Auch Felle, handversponnene Wolle und von Anita Gerstner hergestellte Strick- und Filzwaren sind zu haben.
Warum tun sich aber die Gerstners ein so arbeitsames Hobby an (denn beide gehen auch noch ganz anderen Brotberufen nach)? Es darf uns einfach nicht kalt lassen, meinen sie, wenn geschätzt jede achte Minute eine Tier- oder Pflanzenart unwiederbringlich ausstirbt, und darin stimmen sie voll und ganz mit der Ansicht von Bündnis 90/ GRÜNEN überein. Denn ohne die „Biodiversität“, die genetische Vielfalt und Vielfalt der Lebensräume, wären viele überlebensnotwendige Leistungen der Natur für uns Menschen verloren. Es kann also gar nicht hoch genug wertgeschätzt und Idealisten wie Anita und Heinz Gerstner gar nicht genug gedankt werden, betonte Kreisvorsitzende Ursula Burkhardt am Ende, dass sie sich so engagiert und tatenreich für mehr Vielfalt einsetzen und anderen Mut machen. Heinz Gerstner aber konterte mit einem eindringlichen Appell, nicht nur davon zu reden, wie wichtig Artenvielfalt sei, sondern als kleinen persönlichen Beitrag wenigstens als Fördermitglied der GEH beizutreten. „Der Gerstner hört irgendwann auf“, meinte er, „aber die GEH macht weiter!“ Ein paar Klicks machen’s möglich: www.g-e-h.de.
Leicht gekürzt erschienen im Hilpoltsteiner Kurier vom 13.7.
Auftakt der Agrartour der grünen Landtagsfraktion - Was macht Franken aus? Heimat, Genuss und Kultur sind untrennbar miteinander verbunden. Mit unserer Ernährung und unserem Konsumverhalten können wir einen wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Heimat leisten.
Die „Agrartour“ der grünen Landtagsfraktion wird in den nächsten Wochen und Monaten durch ganz Bayern mit Betriebsbesuchen und Veranstaltungen in Wirtshäusern sich diesem Thema intensiv widmen.
In Mittelfranken informierten sich Gisela Sengl, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, und Ihr Kollege Markus Ganserer aus Nürnberg, der für die Grünen Mitglied in der Enquete-Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ ist, darüber, wie regionale Wirtschaftskreisläufe und nachhaltige ökologische Landwirtschaft funktionieren können.
Nach zwei Betriebsbesuchen ökologisch wirtschaftender Unternehmen in Mittelfranken, bei einem Bio-Hopfen-Bauer in Eckentalt und bei der Öko-Brauerei „Hausbrauerei Altstadthof“ in Nürnberg fand die Tagestour Ihren Abschluss im Bio-Wirtshaus „Wichtel-Hof“ in Rohr bei Schwabach.
„Heimat. Genuss. Kultur.“ – das galt auch für die Abendveranstaltung im Wichtel-Hof in Wildenbergen. Die schöne Umgebung und gutes Bio-Essen im Biergarten bei lauem Sommerwind haben für Wohlbefinden im Sinne von Heimat und Genuss gesorgt. Die Kultur war mit dem Frauentrio „Drei im Weggla“ unter der Leitung von Andrea Grillenberger mit den fränkischen Stücken „Roschdler Klarinettenwalzer“ oder dem Stück „Wo ist denn des Gerchla?“ hervorragend vertreten.
„Heimat wird von jedem anders verstanden. Jede/r hat seine eigene Definition“, so Ganserer. Für ihn sei Heimat eng mit Geschichte und Emotionen verknüpft. Wenn die Menschen im Landkreis Roth auf die Barrikaden gehen wegen der geplanten B31neu, dann bedeute dies auch, sich gegen Natur- und Umweltzerstörung seiner lieb gewordenen Heimat zu wehren.
In Mittelfranken gingen jedes Jahr 900 ha Fläche verloren – eine Fläche so groß wie der Brombachsee. Dieser Flächenverbrauch und Flächenversiegelung ist eine Bedrohung für landwirtschaftliche Betriebe, denen der Boden unter den Füßen weggezogen werde. Anstatt diesen unverantwortlichen Flächenverbrauch zu stoppen, habe der „Heimatzerstörungsminister“ Söder mit der Aufweichung des Landesentwicklungsplanes weiteren Gewerbegebieten Vorschub geleistet.
Oft sei der Glaube verbreitet, wenn es nur genügend Gewerbegebiete gäbe, dann wäre die Abwanderung der Menschen aus den ländlichen Regionen aufzuhalten. Dem widerspricht deutlich, dass Landkreise mit einer niedrigen Arbeitslosenquote von nur 2,8% trotzdem massiv an Einwohnern nach derzeitigen Vorhersagen verlieren werden. Ein Gegenmittel dazu wäre laut Ganserer die Förderung von regionalen Wirtschaftskreisläufen und Wertschöpfungsketten.
„Dabei ist wichtig: Regional muss auch Bio sein“, bekräftigte Gisela Sengl. Denn auch regionale konventionelle Landwirte setzten Pestizide ein, was für Artenschwund und Rückständen im Trinkwasser sorge. „Industrielle Landwirtschaft kommt uns allen teuer zu stehen, weil Umweltschäden nicht eingerechnet werden“, so Sengl.
Um Heimat und Kultur zu erhalten, sei jeder gefragt. „Die rein industrielle Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung bedeutet nicht nur bei uns den Verlust von Heimat, Genuss und Kultur, sondern weltweit. Deshalb müssen wir jetzt anfangen, dem etwas entgegenzusetzen“, so Sengl.
In vielen Gegenden Bayerns gäbe es so gut wie keine Verarbeitungsstrukturen mehr. Die Zahl an Mühlen, Schlachthöfe, Molkereien sei in den letzten Jahrzehnten massiv gesunken. Sorge bereite ihr die sinkende Zahl an handwerklich arbeitenden Bäckern oder Metzgern. Heimat identifiziere sich auch durch regionaltypische, frisch zubereitete Speisen. „Mit gefrorenen Teiglingen ist dies schwer zu erreichen“, so Sengl.
Eine ökologische und regional verankerte Landwirtschaft sorge für frische Produkte. Gastronomie, Handwerk, Lebensmittelverarbeitung und -vermarktung schaffen Werte und erhalten Wirtschaftsstrukturen und Wertschöpfung in den Regionen. Wirtshäuser bieten seit jeher eine Heimat der politischen Diskussion, der Kultur und regionalen Spezialitäten. Diesen Reichtum, den der ländliche Raum bietet, wollen wir erhalten. "Weil unsere Heimat einzigartig und unsere Heimat nicht austauschbar ist", so die Grünen.
Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Stümpfig beleuchtet Aspekte der Energiewende
BÜCHENBACH — Auf Einladung des Ortsverbandes Büchenbach/Rednitzhembach von Bündnis90/Die Grünen referierte der Sprecher der grünen Landtagsfraktion für Energie und Klimaschutz, Martin Stümpfig, zum Thema „Energiewende – Schluss mit der Blockadepolitik“ in Büchenbach.
Klimaschutz sei eine weltweite Herausforderung. Dabei sitzen die größten Verbraucher im Norden der Erdkugel. Martin Stümpfig ging auf Auswirkungen am anderen Ende der Welt ein, wenn man hier zu Lande beim Klimaschutz nicht vorankomme. Für den deutschen Entwicklungsdienst war Stümpfig zwei Jahre in Mali und kennt die Probleme und Sorgen der Menschen dort, die bereits jetzt unter den Auswirkungen der Erderwärmung leiden.
Der dezentrale Ausbau der Energieerzeugung müsse weitergehen. „Wir müssen schnellstmöglich aus der Atomenergie aussteigen. Im Atomkraftwerk Gundremmingen fällt täglich die doppelte Menge Atommüll an, welche in Asse lagert. Dies ist unverantwortlich und muss vor 2022 beendet werden“, so der energiepolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion.
Aktuell wird zwar rund ein Drittel der Bruttostrommenge Bayerns bereits regenerativ erzeugt, aber 48 Prozent sind immer noch Atomstrom. Dies führt laut Szenario der bayerischen Staatsregierung bis 2021 zu einer Stromlücke von 30 Prozent. Bei einer Senkung des Verbrauchs um 20 Prozent bliebe immer noch eine Lücke von rund zehn Prozent. Deshalb müssten die erneuerbaren Energien massiv und zügig möglichst regional ausgebaut werden, der Stromverbrauch gesenkt und weiter am Problem Stromspeicher gearbeitet werden. Aktuell nehme aber der Zubau von neuen Anlagen auch im Landkreis Roth deutlich ab. Dies liege an der Blockadepolitik der Staatsregierung. Vor allem die so genannte „10 H-Regelung“ mache es nur noch schwer möglich, neue Windkraftanlagen zu errichten. Als Umweltingenieur und ehemaliger Klimaschutzbeauftragter der Stadt Ansbach setzt sich Martin Stümpfig besonders für kommunale Maßnahmen im Wärme- und Effizienzbereich ein. Die Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen sollten Vorbild sein. Wichtig sei auch ein kommunales Energiemanagement mit fest installierten Beratungen.
Nahezu die Hälfte der direkten Kohlendioxid-Emissionen entfallen in Bayern auf Verkehr – mit steigender Tendenz. Deshalb fordert Martin Stümpfig Verbesserungen im ÖPNV, Nahverkehrskonzepte und Förderung der Elektromobilität.
Car Sharing, wie es seit Kurzem auch in Schwabach angeboten wird, wird immer beliebter und nicht mehr ausschließlich in Großstädten zur Verfügung gestellt.
Angeregt diskutierten die Veranstaltungsteilnehmer über die geplanten Stromtrassen. Für Martin Stümpfig ist ein gravierender Umbau der Energieerzeugung kaum ohne Veränderungen der Netze möglich. Vor allem die genannte Stromlücke macht aus seiner Sicht einen Netzausbau zur Versorgungssicherheit nötig. Bisher fließt Strom aus dem Nordosten Deutschlands teilweise über Polen und Tschechien nach Bayern. Viele Teilnehmer sehen in den geplanten neuen Trassen allerdings auch Leitungen, die Braunkohlestrom transportieren werden und vor allem aber den großen Stromkonzernen nutzen.
veröffentlicht in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 20.06.2015
Weinsfeld (HK) Mit einem Mahnfeuer haben Landwirte aus der Region am 1. Juni, dem Tag der Milch, auf „brennende Probleme“ und die aktuelle Marktsituation hingewiesen.
Die rund 60 Teilnehmer der Protestaktion auf dem Eichelberg bei Weinsfeld wurden auf der kleinen Anhöhe mit einem atemberaubenden Panoramablick über die Landschaft belohnt. Das war aber das Einzige, das man an diesem Abend als idyllisch bezeichnen konnte, denn der Grund der Zusammenkunft war die dramatisch zugespitzte Situation auf dem Milchmarkt. Manfred Gilch, der Kreisvorsitzende des BDM, hatte zu der Aktion eingeladen.
Während im April vergangenen Jahres der Milchpreis noch bei 40 Cent pro Liter gelegen habe, sei er im April auf 29 Cent gefallen, betonte Gilch. „Das bedeutet Wertschöpfungsverluste von elf Millionen Euro im Landkreis Roth, bayernweit liegen sie sogar bei 900 Millionen“, rechnete Gilch vor. „Aber die Agrarminister gehen angesichts dieser Probleme lieber auf Tauchstation.“ Vor allem auf Bundesebene würden die Vorschläge zur Krisenbewältigung des BDM kein Gehör finden, „dort heißt es immer nur, es gebe keinen Handlungsbedarf“.
Zumindest konnte sich Gilch darüber freuen, dass praktisch alle Parteien im Landkreis Vertreter geschickt hatten. Die stellvertretende Landrätin Hannedore Nowotny (SPD) stellte sich ganz klar hinter die Forderungen der Milchviehbauern. Es könne nicht sein, dass der globale Weltmarkt den Milchpreis diktiere, weil schließlich noch viele andere Faktoren eine Rolle spielten.
„Das System Angebot und Nachfrage funktioniert hier nicht“, sagte Nowotny, schließlich kaufe kaum noch jemand seine Milch direkt beim Bauern. Sie wünschte sich, dass das Mahnfeuer dazu beitragen möge, die Bevölkerung aufzurütteln und diese in Zukunft nicht nur zur billigsten Milch im Regal greife.
Ulla Dietzel, Hilpoltsteins stellvertretende Bürgermeisterin, gab zu bedenken, dass viel von Nachhaltigkeit die Rede sei. Aber wie solle das umgesetzt werden, wenn bei der Milchviehhaltung nur der Preis zähle? So bleibe vielen Bauern nichts anderes übrig, als ihre Tiere mit billigem Sojafutter aus Übersee zu füttern, dabei hätte die Region genügend gesundes, hochwertiges Futter zu bieten. Der Milchpreis dürfe kein Almosen sein, sondern müsse die Existenz der Milchviehbauern sicherstellen, forderte Dietzel.
Eher pessimistisch gab sich Georg Schiffermüller, der als stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU zu den Milchbauern sprach. Zu Kollegen, denn er sei seit 40 Jahren ebenfalls hauptberuflich Landwirt. Zwar seien in erster Linie Kartoffeln sein Geschäft, aber für die gelte das gleiche wie für die Milch: „Die Leute kaufen immer das billigste, das ist meine Erfahrung“, sagte der Georgensgmünder bedauernd. Das Wichtigste ist seiner Meinung nach, dass die Bauern auch in Zukunft untereinander solidarisch bleiben, und nicht etwa die Schwäche des anderen ausnutzen.
Der Thalmässinger SPD-Vorsitzende Andreas Schermeyer zeigte sich bestürzt, dass der Milchpreis in nur einem Jahr so in den Keller gegangen sei. „Hoffentlich erreicht euer Mahnfeuer die Öffentlichkeit, damit es sich als ein erster Schritt zu einem höheren Milchpreis erweist“, sagte er. Und auch Hermann Kratzer von den Freien Wählern hoffte auf ein „weit sichtbares Leuchtfeuer“.
Ursula Burkhardt von den Grünen sprach von einer „Kannibalisierung des Milchmarktes“ und warnte davor, dass Milch zur Ramschware verkomme. „Eine Kehrtwende in der Agrarpolitik ist ebenso nötig wie die Energiewende“, brachte sie es auf den Punkt. Und schließlich hielt Andrea Dornisch vom Bündnis „Zivilcourage Roth-Schwabach“ ein flammendes Plädoyer gegen die Monopolisierung der Landwirtschaft und der Lebensmittelproduktion. Sie packe die „blanke Wut“, wenn sie beobachte, wie sich viele Politiker als Erfüllungsgehilfen von global agierenden Konzernen und Banken betätigten. „Das ist nichts anderes als Hochverrat an uns Bürgern“, sagte Dornisch erbost.
Am Schluss appellierte noch einmal Manfred Gilch an die Verantwortlichen in der Politik, die Milchpreisproblematik noch mehr in die politischen Gespräche und Debatten zu tragen. „Viele aus der Parteibasis haben verstanden, worum es uns geht und sind auf unserer Seite, aber der Druck nach oben reicht offenbar noch nicht aus“, sagte Gilch.
Von Tobias Tschapka
ähnlich in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 3.6.2015
Veröffentlicht im Donaukurier 02.06.2015
Am Montag, 11.05.2015 hatte der Kreisverband von Bündnis 90 / Die Grünen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag Verena Osgyan in Wendelstein zu Gast. Es gab einen interessanten Filmvortrag zum Thema Fracking mit anschließender Diskussion. Trotz des Biergartenwetters konnte Boris Czerwenka (Sprecher des Kreisverbandes Bündnis 90 / Die Grünen)eine große Anzahl Interessierter zu dieser Veranstaltung begrüßen.
So waren u.a. der Umweltbeauftragte Wendelsteins und grüne Gemeinderat Martin Luff, die Kreisvorstände von Bündnis 90 / Die Grünen Ursula Burkhardt und Monika Siebert-Vogt, der Kreistagsabgeordnete und 2. Bürgermeister von Schwanstetten Wolfgang Scharpff, der Schwanstetter Gemeinderat Mario Engelhardt sowie der Rednitzhembacher Gemeinderat Erwin Held zugegen.
Das Thema Fracking erhitzt immer wieder die Gemüter. Was ist Fracking überhaupt und was sind die Gefahren? Diese Fragestellungen wurden dargestellt und in einer regen Diskussion anschließend erörtert.
Fracking ist eine Methode der Erdgas- und Erdölgewinnung. Um diese Rohstoffe, wenn sie in Gesteinsschichten eingeschlossen sind, trotzdem gewinnen zu können, werden tausende Liter von Wasser in das Erdreich gepumpt, um das Erdreich aufzusprengen. Diesem Wasser sind Chemikalien beigemischt, um den Effekt zu unterstützen und vergrößern. Nach dem sogenannten „Frack“ kann dann das Erdgas/Erdöl abgepumpt werden. Das durch die teilweise extrem giftigen Chemikalien verunreinigte Wasser wird ebenfalls wieder abgepumpt und an anderer Stelle in dafür vorgesehenen Lagerstätten „verpresst“ (in Gesteinsschichten eingelagert). Pro „Frack“ werden ca. 4000 m³ Wasser und 9m³ Chemikalien benötigt (also 4.000.000 Liter Wasser und 9.000 Liter Chemikalien)
Die Gefahren für die Umwelt und damit auch für die Menschen, die diese Methode mit sich bringt, sind vielfältig: Zunächst fällt einem der sehr hohe Wasserverbrauch ins Auge. In Zeiten, in denen es auch in Industrieländern Wasserknappheit gibt (Kalifornien), ist das ein Raubbau an der lebenswichtigen Ressource Wasser.
Des Weiteren sind dem Wasser giftige, für den Menschen schädliche Chemikalien beigemischt, die bei dem Vorgang verwendet werden. Und diese Mischung wird unter hohem Druck in das Erdreich gepresst. Die Leitung, die dazu verwendet wird, muss auch durch das Grundwasser führen. Ist das Rohr hier undicht – und niemand kann garantieren, dass dem nicht so ist - gelangen diese Chemikalien in unserer Grundwasser. In den USA gibt es schon einige derartige Fälle.
Auch das verbrauchte Wasser ist ein Problem, da es nicht nur mit den benutzten Chemikalien versetzt ist, sondern neben dem gewünschten Erdgas/Erdöl auch andere Stoffe zu Tage fördert. Da sind unter anderem Methan und leicht radioaktive Stoffe dabei. Das heißt, dass dieses kontaminierte Wasser irgendwo sicher gelagert werden muss. Derzeit wird es wieder in die Erde gepumpt und weit unter der Erde „gelagert“. Aber auch von dort kann dieses Wasser in das Grundwasser gelangen. In Pennsylvania ist genau das passiert, mit dem Effekt, dass man das Trinkwasser anzünden kann, da es so methanhaltig ist. Trinkbar ist das Wasser natürlich nicht mehr.
Eine letzte Gefahr ist, dass durch die Fracking-Bohrungen kleinere Erdbeben ausgelöst werden können. In Niedersachsen hat man schon Erdbeben bis zu einer Stärke von 4,5 nach Fracking beobachtet.
Nach dem interessanten Filmvortrag gab es unter den Anwesenden eine rege Diskussion. Es wareinhellige Meinung, dass diese Art der Rohstoffgewinnung viel zu große Risiken für uns und die Umwelt birgt. Bündnis 90 / Die Grünen wird sich deshalb weiter dafür einsetzen, dass Fracking in Bayern unterbleibt. Da kann man auch schon auf kommunaler Ebene viel erreichen, indem sich die Kommunen in den betroffenen Gebieten gegen Fracking auf ihrem Gemeindegebiet aussprechen.
Zum Schluss des gelungenen Abends bedankte sich Boris Czerwenka bei den Anwesenden für ihr reges Interesse und bei Verena Osgyan mit einem Blumenstrauß.
100 % erneuerbare Energien bis 2030 im Landkreis Roth - das ist das Ziel des Energiebündel e.V., in dem der Kreisverband Roth von Bündnis 90/DIE GRÜNEN selbstverständlich Gründungsmitglied ist. Denn die Energiewende gehört zu den Kernthemen der Ökopartei auf allen politischen Ebenen. Nun trafen sich der Energiebündel-Vorsitzende Werner Emmer und der Vorstand der Kreisgrünen (Dr. Ursula Burkhardt/Spalt, Boris Czerwenka/Wendelstein, Christoph Leikam/Hilpoltstein, Renate Grädler/Roth und Monika Sieber-Vogt/Schwanstetten) zu einem vertiefenden Kontaktgespräch.
Emmer gab einen Überblick über die Entwicklung des Vereins und hob insbesondere die gute Zusammenarbeit mit den Kommunen hervor. So seien mittlerweile alle 16 Städte und Gemeinden dem ‚Energiebündel‘ beigetreten.
Als sehr erfolgreiches, abgeschlossenes Projekt führte Emmer das Energiesparmodell an, das der Verein zusammen mit der ENA durchgeführt hat: Bei einigen ausgewählten Familien wurde über längere Zeit akribisch Buch geführt über ihre Stromverbrauche. So konnte erwiesen werden, dass allein durch verändertes Verhalten bis zu 30% Elektrizität - und damit entsprechende Kosten - eingespart werden konnten. Energieeinsparung, darin sind sich GRÜNE wie Energiebündel einig, ist eine der tragenden Säulen für das Gelingen der Energiewende.
Um dies schon Jugendlichen anschaulich erfahrbar zu machen, wurde vom Bund Naturschutz als pädagogisches Konzept ein „Energiespardorf“ entwickelt. In einem mehrtägigen Planspiel können Schüler eine Siedlung errichten, ausstatten und sodann die Energieversorgung optimieren. Dieses „Energiespardorf“ anzuschaffen - bei 6000 Euro durchaus kein Pappenstiel - und die Einsetzung in den Schulen des Landkreises zu unterstützen, erläuterteWerner Emmer als weiteres Vorhaben des ‚Energiebündels‘.
Und Ideen für Betätigungsfelder gehen dem Verein nicht aus. Ganz oben auf der Tagesordnung steht das Thema Elektromobilität, ist doch die Verbrennung des wertvollen Erdöls zwecks Fortbewegung Ressourcenverschwendung und klimaschädlich gleichermaßen. Für eine geplante Ausstellung in Roth regten die Kreisgrünen an, nicht nur Händler, sondern besonders Fahrer von Elektrofahrzeugen zu Wort kommen zu lassen. Nicht ohne Stolz verwiesen sie darauf, dass sowohl Kreiskassiererin Monika Siebert-Vogt als auch Kreisrat Wolfgang Scharpff hier bereits mit gutem Beispiel vorangehen. Christoph Leikam unterstrich: „Mit E-Bikes und vor allem mit Elektrolasträdern lassen sich viele Autofahrten gänzlich vermeiden“ - so wie er persönlich das bereits praktiziere.
Neben konkreten Möglichkeiten engerer Zusammenarbeit kamen schließlich auch allgemeine Aspekte der Energiewende zur Sprache. Man dürfe nicht aus den Augen verlieren, dass das Ziel „100% erneuerbare Energien“ im ersten Schritt den Ausstieg aus den Atom- und ebenso aus den Kohlekraftwerken bedeute, betonte Boris Czerwenka. Wie das im einzelnen zu schaffen sein wird und welche Rolle der Netzausbau dabei spielt - darüber gehen die Expertenmeinungen teilweise auseinander. Aber vergleichsweise kleine Detailfragen, so das Resümee, sollten kein Hindernis sein für die gemeinsamen Anstrengungen um das Jahrhundertprojekt Energiewende.
Leicht gekürzt erschienen in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 13.5.2015 unter dem Titel „Mit moderner Elektromobilität für eine erfolgreiche Energiewende
Roth (HK) Neben der Energiewende muss die Agrarwende kommen: Bauernhöfe statt Agrarindustrie. Dieses Ziel haben Bündnis 90/Die Grünen. Unter dem Motto „Landwirtschaft ist eine Frage der Haltung“ besuchte die bayerische Landesvorsitzende Sigi Hagl auf ihrer Tour durch Bayern auch den Landkreis.
Auf Einladung der Grünen im Kreisverband Roth und in Begleitung der Kreisvorstandsmitglieder Monika Siebert-Vogt (Schwanstetten), Ursula Burkhardt (Spalt) und Christoph Leikam (Hilpoltstein) machte Sigi Hagl im Landkreis Roth an drei Stationen halt. Erster und wichtigster Programmpunkt war ein Gespräch mit Landwirten auf dem Hof der Familie Winkler in Meckenlohe bei Roth.
Wie die Gastgeber erklärten, hat die Familie mit 40 Milchkühen, 230 Legehennen, drei Gästezimmern und der Direktvermarktung von Käse aus ihrer eigenen Milch ihr Auskommen. Der Anbau von Hopfen, Tabak und Stärkekartoffeln ist im Betrieb längst Geschichte. Eine Zukunft im Vollerwerb mit Milchviehhaltung sieht die Familie für ihren Hof jedoch nicht: Die drei Kinder, alle schon junge Erwachsene, haben einen anderen Beruf erlernt.
Große Sorgen um ihre Zukunft machen sich freilich die reinen Milcherzeuger. Manfred Gilch, der Kreisvorsitzende des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter (BDM), war mit mehreren Kollegen der Einladung der Kreisgrünen zu einem Gespräch mit ihrer Landeschefin gefolgt. Er erläuterte das neu entwickelte Marktverantwortungsprogramm des BDM, das nach Wegfall der Milchquote zum 1. April einen Preisverfall verhindern soll. Grundidee sei eine kurzfristige Mengendeckelung seitens der Milcherzeuger, sobald von der EU-Monitoringstelle eine Marktkrise ausgerufen wird.
Mit einer Marktverantwortungsabgabe hafte jeder Hof selbst für seine Überproduktion, wenn er seine Milchmenge während einer Marktkrise trotzdem ausweite. Damit könnten zum einen die massiven Wertschöpfungsverluste begrenzt werden, die bei einem Milchpreisverfall in den ländlichen Räumen entstehen. Es würde zum anderen aber auch die übergroße Marktmacht der Handelsketten in solchen Marktphasen stark einschränken. „Ein schlüssiges Konzept“, stellte Sigi Hagl fest und versprach, dieser Idee bei Agrarpolitikern der Grünen auch auf Bundesebene mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Weitere für beide Seiten wichtige Themen waren die geplante Düngeverordnung und die Direktzahlung nach kalkulatorischer Arbeitskraft. Insgesamt betonte die Grünen-Politikerin die gemeinsame Stoßrichtung von BDM und Grünen: Ablehnung der Weltmarktorientierung im Agrarsektor und Kampf um den Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft. „Natürlich treten die Grünen für mehr ökologische Landwirtschaft ein. Aber unsere Gegner sind nicht konventionell arbeitende Bauern, sondern die Agrarindustrie,“ unterstrich Sigi Hagl.
Ihr nächster Programmpunkt war „Unser Markt“ in Schwanstetten. Hier erhielt sie ausführliche Informationen zu Gründungsgeschichte, Entstehungsprozess und die laufende Arbeit des genossenschaftlich getragenen Dorfladens, der bald seinen zweiten Geburtstag feiert. Grünen-Kreiskassiererin Monika Siebert-Vogt und der Vorsitzende des Grünen-Ortsverbandes Schwanstetten Mario Engelhardt sind seine tragenden Säulen.
Dorfläden ermöglichen fußläufige Versorgung der Bürger und unterstützen so die Menschen, die über kein Auto verfügen oder es gerne – oft auch aus Umweltschutzgründen – stehen lassen. Sie sind Kommunikationspunkt und bieten eine hohe Regionalität durch ein Netz von lokalen Lieferanten.
Den krönenden Abschluss ihrer Tour durch den Landkreis Roth bildete für Sigi Hagl eine Betriebsbesichtigung bei Kürbis-Schnell in Kammerstein-Neppersreuth. Ein Landwirt, der sich ganz auf Kürbisse spezialisiert hat? Das hatte sie noch nie gehört und das sei auch etwas Einmaliges in Bayern. Martin Schnell, früher mit Schweinemast, Ackerbau, Hopfen und Tabak beschäftigt, hatte es satt, sich als Abrechnungsempfänger die Preise für seine Erzeugnisse diktieren lassen. „Ich wollte meine Rechnungen lieber selber schreiben“, meinte er schmunzelnd.
Nach diesem Marathonprogramm konnte die bayerische Landesvorsitzende nicht nur eine Tasche voller original regionaler landwirtschaftlicher Produkte, sondern zahlreiche neue Eindrücke, Kontakte und Wünsche an die Politik mit nach München nehmen.
Veröffentlicht im Donaukurier 06.04.2015
Die bayerische Landesvorsitzende Sigi Hagl nahm sich viel Zeit für den Landkreis Roth.
Nun war er zum zweiten Mal bei den Grünen des Kreisverbands Roth, um über die Ukraine zu berichten. Im Mai 2014 hatte der Politikwissenschaftler und Russlandexperte Andrej Novak aus Forchheim bereits als Kandidat für das EU-Parlament seine Einschätzungen zu den Konflikten in der ehemaligen Sowjetrepublik geschildert. Jetzt legte er nach.
Bei seinem erneuten Besuch in Roth ließ er die Anfänge der Maidan-Bewegung um den Jahreswechsel 2013/2014 zunächst per Video Revue passieren. Er zeigte Bilder, die den Einsatz von Scharfschützen und gepanzerten Sonderkommandos mit Schutzhelm und Schild dokumentierten. Sie seien für die Toten auf dem Maidan verantwortlich, so Novak. „Bereits am 1. Dezember 2013 waren über 100 000 auf den Straßen.“ Dem Einwand, die USA hätten fünf Milliarden Dollar in die Ukraine geschleust, konnte Novak entgegentreten. „In einem Zeitraum von 20 Jahren“, erklärte er. Außerdem glaube er nicht, dass sich jemand für Geld ins Feuer der Scharfschützen begebe.
Er gab ausschließlich Moskau die Verantwortung für die Kämpfe in der Ukraine. „Der Kreml ist ein verbrecherisches System, das Russland ausplündert und den Russen alle Rechte genommen hat“, so Novak. Für ihn handelt es sich im Osten der Ukraine eindeutig um eine russische Invasion. „Dort kämpfen reguläre russische Truppen“, erklärte er. Die Gründe für das Eingreifen Russlands liegen für Novak auf der Hand. „Putin hat Angst, dass in Moskau eine ähnliche Freiheitsbewegung entsteht wie in Kiew.“ Denn letztlich könne Putins Russland niemals mit dem westlichen Modell konkurrieren.
„Die Ausgaben für Bildung und Gesundheit sind in den vergangenen Jahren ständig gesunken, die für Rüstung um bis zu 30 Prozent pro Jahr gestiegen“, so Novak. Während man im Westen darüber streite, fügte er hinzu, wie jeder Staat auf zwei Prozent Rüstungsausgaben seines Etats komme, gebe der Kreml ein Drittel des Staatshaushalts für Militär aus. Für Novak hat das politische System Russlands nichts mehr mit Demokratie zu tun. Putin habe mittlerweile sämtliche Regelungen der Verfassung außer Kraft gesetzt. Die Duma sei ein Abnickorgan. Selbst das Verfassungsgericht habe nichts mehr zu sagen. „Der Rechtsstaat wäre für die Russen also ein attraktives Modell.“ Deshalb sei die Maidan-Bewegung eine konkrete Bedrohung von Putins Macht gewesen, die er nach Einschätzung Novaks „niemals freiwillig abgeben wird“.
Erschienen in der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung vom 13.03.2015
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